Straelen wird im 11. Jahrhundert erstmals als "Strala" urkundlich erwähnt. Wie Straelen zu diesem Zeitpunkt ausgesehen hat, welche Art von Siedlung Straelen damals darstellt und wie groß es war, darüber gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Um dieses "Strala" des 11. Jahrhunderts für uns greifbar zu machen, sind auf Indizien und wenige Funde aus der Zeit angewiesen, die alle zusammen genommen ein schlüssiges Bild vermitteln.
Während in den ältesten Urkunden Straelen noch lateinisch als locus, also ganz allgemein als Ort bezeichnet wird, präzisiert ein 1118 erstmals gebrauchter Begriff curia Straelen als Hof. Außerdem ist bekannt, dass zu dieser Zeit in Straelen bereits eine Kirche stand. Dies belegen auch archäologische Befunde die 1978 in der Kirche entdeckt und dokumentiert wurden. Diese Kirche wird wie folgt beschrieben:
"Die erste nachgewiesene Kirche in Straelen war eine kleine, nur aus einem Raum bestehende Saalkirche von nur 7,16m Breite und höchstens 10,30m Länge. Sie stand im Mittelschiff der heutigen Kirche und erstreckte sich auf deren Längsachse vom westlichen Rundpfeilerpaar bis vor das östliche noch freistehende Rundpfeilerpaar. Im Inneren muss dieses Kirchlein, von dem lediglich einige Fundamentreste in Form von Kiesel-, Ziegel- und Tuffsteinen erhalten waren und heute noch unter dem Fußboden erhalten sind, 5,80m in der Breite und höchstens 8,50m in der Länge gemessen haben. Aus welcher Zeit dieses Gotteshaus stammte, konnten die Ausgrabungen leider nicht klären. Da aber vergleichbare rechteckige Saalkirchen zwischen Rhein und Maas mehrfach für die Zeit noch vor der Jahrtausendwende nachgewiesen werden konnten, ist anzunehmen, dass das erste Straelener Kirchlein aus Stein im 10. oder vielleicht schon im 9. Jahrhundert nach Christus erbaut wurde." (von Stefan Frankewitz "Die Kirche in Straelen" aus 650 Jahre Stadt Straelen 1342-1992)
Daraus ergibt sich erstmal folgendes Bild aus dem 10. oder 11. Jahrhundert nach Christus: Stralen, oder "Strala" wie es zu dieser Zeit genannt wurde bestand aus einem Hof mit einer dazu gehörigen Herrschaft. Zu dieser Herrschaft, von der wir für die 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts mit Graf Bruno und Gräfin Irmentrudis auch die Besitzer mit Namen kennen, wird ein entsprechender Grundbesitz mit weiteren Höfen und etlichen Leibeigenen gehört haben. Außerdem gehörte zu diesem Hof eine Kirche, von der wir genau wissen, wo sie stand.
Um den Standort des Hofes genauer eingrenzen zu können, müssen wir weitere Indizien hinzuziehen. Da das Kirchlein in seinen Anfängen als Eigenkirche oder Kapelle des Gehöfts gedient haben wird ist anzunehmen, dass sich dieser Hof in unmittelbarer Nähe der Kirche befunden haben muss. Hierbei hilft ein Blick aus der Luft auf das heutige Straelen, dass im wesentlichen innerhalb der Wälle seine mittelalterliche Struktur erhalten hat.
Innerhalb der klar erkennbaren mittelalterlichen Befestigungsanlage gibt es eine, sich von ihrer Form her deutlich abhebende "burgähnliche" Struktur um die Kirche (rot). Diese Struktur kann heute als Keimzelle Straelens angesehen werden. Am Rande dieser Struktur wurde 1984 beim Bau des Gebäudes Ostwall 38 ein 5,5m tiefer und 5m breiter Graben angeschnitten. Eine Fortsetzung des Grabens konnte 1991 vor dem Rückwärtigen Giebels des Hauses Kuhstraße 21 sowie 2021/22 beim Abriss der Gaststätte "zum Tömpke" und Neubau des Markt-Karree gefunden werden. Die einzige, von ihrer Größe infrage kommende Fläche für das Gehöft innerhalb des umschließenden Grabens, welches 1326, nachdem es seine Bedeutung als Hof verloren hatte, auch als Burghaus "hus te Stralen" erwähnt wird, befindet sich östlich der Kirche. Hier gibt es auch eine genügend große Fläche, die unseres Wissens nach seit dem Mittelalter noch nie bebaut war und eventuell das Fundament des Burghauses beherbergen könnte.
Straelen bleibt spannend !